Atlantropa or …

Das Projekt entstand im Zuge der Vorbereitungen zu einer Ausstellung, die im Mai 2013 in Stuttgart stattfinden sollte.

Wegen des begrenzten Budgets galt es logistische Lösungen zu finden, die großen, im modernistischen Sinne konzipierten Ausstellungsräume mit geringem Materialeinsatz zu bespielen. Dass Stuttgart in baulicher Hinsicht immer ambitioniert war und sich mitunter als Ausgangspunkt moderner Architektur beschreiben lässt, spiegelte sich bereits im Gebäude wieder in welchem, die Ausstellung stattfinden sollte. Große Glasfassaden, durchstoßene Decken und Wände, die das Ende des Gebäudes erahnen lassen und einen fließenden Übergang zum Umraum suggerieren, prägen den Charakter der Architektur.

Als modernistisch, wenn nicht sogar utopisch lässt sich auch “Stuttgart 21”, das Untergrund- Bahnhofsprojekt der Landeshauptstadt Baden-Württembergs bezeichnen. In vielerlei Hinsicht wirtschaftlich und logistisch ambitioniert, löste es jedoch wegen seiner radikalen Umsetzung sowie stadt- und landschaftlichen Veränderungen enorme Proteste bei der Bevölkerung aus und wurde mit Krawallen und Übergriffen der Staatsgewalt zum Medienspektakel. Der Eingriff in mehr oder weniger organisch gewachsene Stadtstrukturen wurde mit rücksichtsloser Konsequenz durchgeführt, während Fortschrittlichkeit und Nutzerkomfort propagiert wurde.

Vor diesem Hintergrund stieß ich im Zuge unserer Vorbereitungen auf das Atlantropa - Projekt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dessen Wortführer Hermann Sörgel eine Einheit von Afrika und Europa vorschlug, um soziale, wirtschaftliche und energiepolitische Probleme anzugehen. Das Ausmaß an Positivismus, Humanismus und Überheblichkeit hat in den Jahren nichts an Faszination verloren und waren Gründe dafür, Parallelitäten in vergangenem und aktuellen architektonischen und propagandistischen Geschehen zu ziehen. 

Wir entschlossen uns den prestigeträchtigen “Panropaturm der Nordschleuse” abstrahiert in ein aufblasbares 11 Meter hohes Modell zu übertragen, welches in einer 1,5 X 0,8 m großen Transportbox als mobiles Monument über mehrere Etagen im Ausstellungsraum Platz finden sollte. Das Monument diente als Plattform für eine Reihe von Lesungen aus dem Buch “Amadeus” von John Knittel, der vor dem Hintergrund der Utopie Atlantropa eine dramatische Komödie entwarf.

letztlich sprengte die Größe des aufgeblasenen Monuments jedoch den Ausstellungsraum, weswegen wir es im Aussenraum installierten und es nun mit den Fassaden der dortigen Architektur konkurrieren musste.